Nach der verkorksten Mücken-Nacht komme ich erst gegen 13 Uhr auf die Beine. überlegte mir, noch eine Nacht länger zu bleiben, entschied mich dann aber doch zum Auschecken.
In der Bäckerei bestellte ich mir ein Frühstück, bezahlte die restliche Nacht und legte schließlich los.
Ich ging Richtung Fährhafen, der ca. 1km von den Fischernetzen entfernt war. Vorbei am Kulturzentrum und der Schokoladenfabrik, wo ich letztes Jahr das Karthakali sah. Am Fährhafen standen schon eine Menge Leute, wartetet am Ticketschalter. Kur vor mir war auf einmal Schluss, die Fähre war wohl voll oder Pause oder irgendwas. Jedenfalls drehte sich der Verkäufer um und legte die Füße auf den Tisch. Da wartete ich, es ging dann doch weiter. Für 4 INR (€0,05) das Ticket und gleich mit den Touristen auf das nächste Boot. An Bord aber sagte man mir, dass es nach Mattancherry fuhr. Ich musste also nochmal 4 INR abdrücken und sollte dann umsteigen. Dummes Missgeschick, wenn man nicht fragt und nicht erwartet.
Die Sache klappte schließlich, wenn auch mit viel Verspätung. Ich kam nach Ernakulam (5 INR), nahm ein Tuktuk (50 INR) zum Bahnhof “Ernakulam Junction”. Erstmal holte ich mir 10.000 (€126) INR Cash und wollte dann das Ticket nach Varkala kaufen. Ein Superfast Express war 17:30 fällig, in einer Stunde. also ich dann endlich an der Reihe war, sagte mir der Automatenbediener, dass ich zum richtigen Schalter müsste. Die Ticketautomaten werden in Indien auch von einem Typen bedient. Das geht schon schneller aber ist eigentlich Quatsch, weil man eigentlich selbst die Tickets kaufen könnte. Der Automaten-Bediener steckt also eine Menge Geld rein und verdient wohl die 5% oder wasauchimmer Rabatt, die man per Automatenticket gut macht. Qäkende Frauenstimmen in der Bahnhofsansage, wie in Bollywood Filmen. Geschmäcker sind verschieden. Indische Bahnhöfe hatte ich die letzten Monate eigentlich auch nicht vermisst.
Ich ging zum Schalter, kaufte das Ticket (70 INR), kein Express mehr und um 17:00 solle ein Zug fahren. Da wartete ich dann und war mir erst unsicher, welchen Zug ich denn nehme. Den langsamen oder doch schnellen? Ich fragte bei einem Fahrgast im 16301 nach, ob es nach Varkala geht. Er wusste es nicht, sagte dann aber doch ja mit dem Kopfwackeln. Und ja, ich hatte eben Zugplan und alles auch im Internet gelesen. Nur fuhr der Zug erst mal nach Norden, wo ich doch in den Süden wollte. In Indien muss man den Zugnamen oder die Nummer kennen. Selbst das automatische System gibt nicht einfach den Fahrplan von Ort zu Ort aus. Ist natürlich dumm, wenn man das logische europäische System gewohnt ist. Die Zugnummern bekommt man ab besten bei Cleartrip, nur ist deren Zugstatus-System, was die Verspätungszeiten anzeigt, instabil und stürzt immer ab. Da braucht man eben andere Sites wie erail.in usw.. Naja, ich kannte das und kam damit zurecht. E ging über’s Landesinnere dann doch Richtung Süden.
Der Zug hatte Verspätung, die immer weiter größer wurde. Eine Menge Leute drin, wie eben so oft in Indien. Ich saß auf meinem Cabinmax und hatte eingepfercht schlechte Laune, wohl auch wegen der schlechten Nacht und Sandalen-Füße. Nach ein paar Stunden lichtete sich die Wagenfüllung und ich bekam sogar einen richtigen Sitzplatz. Immer weiter zuckelten wir durch die indische Pampa. Ort nach Ort, Palmen über Palmen – in der Dunkelheit. Mit ca. 30’ Verspätung kam ich nach Varkala, suchte und fand den Ausgang. Da musste man über Absperrungen steigen, weil Beton gegossen wurde. Anders konnte man aber eben nicht so einfach raus. Tja.
Meine Abneigung gegen die indischen Gepflogenheiten wurde mit der Erschöpfung immer größer. Ich bin eben noch nicht lange genug im Land und ohne die stoische Einstellung, dass ich mich noch innerlich aufrege. Ich fand ein einzelnes Tuktuk, neben dem, welches ich als erstes abwimmelte. Da fragte ich den Fahrer, wieviel er zum Hotel haben will. Er fragte, wieviel ich zahle. Wasauchimmer das sollte und woher ich das wissen könne. Ich wusste, das es ca. 3,5km sind – also 50 Rupees. Er sagte verärgert, dass es 150 normalerweise wären. Tja, ich komme hier an und woher soll ich das wissen und wieso fragt er?! Immer noch nicht richtig in Indien angekommen war mir das (noch) zu blöd, also spazierte ich los.
Kleiner Fehler…
In der Nacht über Dorfstraßen, teils ohne Beleuchtung, immer dem GPS folgends. Ich schwitzte, war inzwischen nicht so chilled. Kläffende Hunde, Getier im Gebüsch und eine anstrengende Wanderung – ca. 40’ bis in die Hotelgegend. Dann fand ich das “Lima Residence” nicht. Ich guckte und suchte nach einem Weg, der nicht in Google Maps eingezeichnet war. Schließlich in der Nähe des “Lost Hostel” rief ich an, fragte nach dem Weg. Beim zweiten Anruf bekam ich eine Bestätigung, dass mich jemand abholen wird – am Parkplatz. Also wieder zurück und ja, dann kam ich gut an. Über einen Mini Trampelpfad, den ich in der Dunkelheit nie gefunden hätte. Die Taxis wüssten aber Bescheid, machte mir aber nicht den Eindruck. Na gut, ich hatte mein Zimmer, morgen dann einchecken, weil es um 23:00 zu spät sei.
Ich suchte noch was zu essen, doch auch zum Freitag hatte gegen 23:30 fast alles geschlossen. In einer Bar gab’s Bier und man wollte mir noch ein paar Pommes machen. Da saß ich, hörte den Wellen zu und war dann zum Ende des Tages doch zufrieden. Zahlte die Zeche (300 INR + 50 Tip) und ging nach Hause.
Man lernt in Indien viel – vor allem über sich selbst. Mein Ego-Süppchen und Sarkasmus bekomme ich vielleicht in Kürze wieder unter Kontrolle. Erst mal egal. Gute Nacht durch’s Bier, unter’m Mückennetz.
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