Chaladi

Der Tag startete früh, weil ich ja gestern schon so zeitig in der Heija war. Das erste Mal wachte ich gegen 3:20 auf. Es blitze in weiter Ferne. Ich zählte bis zu 20 Sekunden bis zum Donner.

Um 7 dann raus, Frühstück und lesen im deutschen Reiseführer. Georgien hat eine interessante Geschichte mit Mongolen, Muslimen und viel hin und her. Bei einem Festessen verlor der Teil des mongolen-freundlichen Adels die Köpfe. So war Georgien stets nahe am Islam, behielt sich aber durch viele Opfer in der christlichen Welt. Angesichts dieser jahrhundertelangen Kämpfe, weiß ich nicht, wie die Türkei in die EU passen kann. Die Aufklärung kam halt nicht so richtig bis dahin.

Politische Sachen beiseite – ich wollte zum Chaladi Gletscher. Angeblich 8km von Mestia entfernt – eigentlich aber 10. Der Weg sollte am neuen Flughafen vorbei auf einem Weg entlang des Geltscher-Flusses führen. Um 11 machte ich los und ging über eine Brücke raus aus Mestia.

Übeall wird bissel gebaut, das Dorf erstreckt sich recht weit. Ein Hund gesellte sich an der Brücke zu mir, lief immer mal voraus, oder hinterher. Er zeigte mir wohl den Weg, war sicherlich nicht die erste Wandertour für ihn. Ein netter Geselle, der sich nicht abschütteln ließ. Ich fragte einen entgegenkommenden Fahrer, ob das der Weg zu Chaladi sei – ja. Also weiter.

Die Straße ging lang und staubig am Fluss entlang – mal weiter, mal näher. Das Wasserrauschen begleitete mich, genauso wie eine prasselnde Sonne. Ich hatte mich gut eingecremt, doch nach über einer Stunde hätte ich auch gern mal Schatten gehabt. Der Hund lief einen Weg Richtung Wasser und anhand von Reifenspuren im Gras dachte ich, dass es da auch weiter ging. War aber nicht und so steckte ich irgendwie fest. Zurück zum Hauptweg waren überall Bäume und ich blieb im Unterholz stecken. Die Orientierung verlor ich dank Wasserrauschen hinter mir natürlich nicht aber es war doch etwas unangenehm, durch’s Gestrüpp mit Brennesseln und Schlamm schließlich wieder auf den rechten Pfad zu finden. Außer ein paar Kratzern ging die Sache gut, doch ich hatte halt keine Lust den ganzen Abzweig zurück zu wandern. Der Hund fand mich auch wieder. Schüttelte sich und wanderte weiter voran.

Ab und an kamen ein paar Jeeps oder Minivans vorbei. Ich wunderte mich etwas, ob ich der einzige auf der Piste war, der die Strecke zu Fuß zurücklegt. Nach 2 Stunden hatte ich echt genug, dann kam ich aber langsam an’s Ende des nicht so interessanten Weges.

Ich kehre in einem Café ein. Sie hatten kein Essen, nur Flaschen. Eine Limo für 3 GEL und meine Müsliriegel lieferten Kalorien. Wasser hatte ich auch noch dabei. Ich war hier noch nicht mal am Ende angelangt. Das war nur der Parkplatz zur Wanderung zum Gletscher selbst. Beinahme wäre ich umgekehrt doch ich überquerte die Holzbrücke und fragte dann einen, wie weit es noch sei. Etwas 30′ und ich sagte – good. Weder bedankte ich mich, noch sagte ich Ciao – so fertig war ich schon, was mir erst Momente später auffiel. Es ging jetzt durch einen Wald und der Hund fand allerhand Bäume, um seine Duftmarke zu setzen. Dann war er weg, denn es wurde jetzt doch schwieriger außerhalb des Waldes.

Ein Steig und Schotter / Schieferweg führte zur Gletscher-Quelle. Das Wasser strahlte kühle Luft aus und hier waren auch einige Leute unterwegs. Am Gletschereis war ein Tunnel mit herausströmenden Gletscherwasser. Ein paar Minuten hatte ich nun Zeit, schoss mein Photos und genoss die interessante Gegend.

Der Weg zurück ging schneller und siehe da, weitere Wanderfreunde auf der Strecke. Ich überholte zwei Gruppen und schützte mich mit meinem Hoodie vor der Sonne. Ein paar Leute sah ich mit Sonnenbrand oder wenigstens Hut. Eine Kopfbedeckung brauche ich auch für eventuelle weitere Touren.

Ich kam wieder zurück. Am Flughafen vorbei mit einer stinkenden Behelfsmüllkippe daneben. Weiter auf der staubigen Straße zurück in die Zivilisation. Ich war megafertig, ging in einen Laden und kaufte Wasser und Kaffee-Pulver für’s Frühstück. Ein Eis ging auch noch mit.

Unglaublich knülle streifte ich meine Sachen ab und schlürfte unter die Dusche. Keinen Schritt weiter!

So lag ich auf dem Bett, trank Borjomi Wasser, machte Internet und brauchte 2 Stunden, bis ich mich wieder bewegen konnte. Die 7 Stunden und ca. 20km Fußweg ohne großes Gepäck machten mich genauso fertig wie einst 12h mit Gepäck im Torres del Paine. Die Fitness nimmt wohl altersbedingt ab. Diese Erfahrung machte auch ein Kumpel. Von Wanderungen habe ich momentan genug.

Abends wollte ich was essen gehen und machte noch auf russisch klar, eine Nacht länger zu bleiben. Die Restaurants waren allesamt voll. Kühe wurden mal in den Straßen eingesammelt. Eine Shwarma samt Bier gingen aber für recht teure 11 GEL (€4,50), dann noch ein Bier zu Hause und ich schlief binnen Minuten ein.

Anstrengender Tag aber Happy.