ООО КОСМИГО

Morgens erhielt ich eine SMS mit der Bestätigung des Termins und Treffpunkts. Zventoi Bulvar war die Metrostation in meiner Nähe. Mit bissel Teigzeug im Bauch war ich pünktlich 10:30 dort, jemand stand schon sichtbar wartend herum, war aber nicht der Konsultant.

Wenig später traf er ein, der zweite junge Typ war Anwalt, der sich um die die Firmenregistrierung kümmern wird. Zu dritte also vollständig und auf zum Notar. Man sagte mir, dass ich möglichst gut schauspielern müsse, dass ich die russischen Dokumente verstände. Wenn die sehen, dass ich nicht so richtig weiß, was ich unterschreibe, sieht es eventuell schlecht aus. Beim zweiten Notartermin gegen 14:00 müsste dann ein Übersetzer herbeigeholt werden.

Ein paar Mal Umsteigen später waren wir beim Notar. Es warteten eine Menge Leute herum, wir wanderten einfach direkt ins Büro. Das sorgte für Verwunderung. Pass mit Einreisekarte abgegeben, kurzes Gespräch etc. erst mal wieder ‚raus, während der junge Anwalt (24) den Rest klärte. Habe meinen Personalausweis wohl gar nicht mit. Nirgendwo anders steht ja meine Adresse. Klappte auch so. Ich wanderte mit dem Berater in der Gegend herum. Moskauer Wohngebiet eben – anno DDR und bissel verschärft.

Zwischendurch kam ein Telefonat, dass wir die Firmenregistrierung hier auch gleich machen könnten, würde uns einen weiteren Notartermin sparen — immer her damit.

Dann bei der Unterzeichnung stand neben uns schon eine dicke russische Sekretärin auf und fragte wütend „Wui panemajitje?“. Ich dachte ach du scheiße — ich stammelte „Da, ja panemaju“. Die zwei Russen neben mir gaben demnonstrativ keine Hilfe. Ich zeigte, dass ich das Registrierungsdokument verstand. Es stand halt drauf, wie die Firma auf russisch und english heißt. OOO КОСМИГО / COSMIGO Ltd. Telefon und Fax numer waren nicht die Nummern sondern Registrierungsnummern, unter denen man dann wohl seine Telefonnummer bekommt. „Eto Fax i Telefon“ war da also nicht so gut, wie ich später erfuhr. Irgendwie ging’s dann doch voran. Der Anwalt hat jetzt Vertretungsbefugnis für 1 Jahr, falls was schief läuft. Das scheint mir bissel lang, hoffentlich kann ich dem so lange vertrauen.

Wir verschwanden, der Anwalt blieb. Dann kam er noch angerannt und ich musste noch eine ganze Menge Papiere unterschreiben. Hatten wir alles vergessen aber nun war’s wohl fertig. In 14 Tagen ist die Firma dann vielleicht eingetragen. Der Rest muss in Orel erledigt werden aber für mich ist die Sache gegessen. Das wird auch noch ein Abenteuer, ich sollte wieder etwas russisch lernen.

Ich fuhr ein paar Stationen weiter. Bissel Sightseeing und den Roten Platz besuchen. An der Lenin-Bibliothek raus, alles bekannt. Ich lief bissel an der Moskva entlang zu einem Zar Peter(?) Denkmal und dann wieder Richtung Kreml. Ganz nettes Wetter ohne Regen und der rote Platz auch wie im April.

Da war ich nun, schoß Photos und ging noch in ein paar Ecken, wo ich das letzte Mal nicht war. Dabei holte ich mir was beim Mc Donalds am roten Platz. Quasi in Sichtweite der ewigen Flamme zu WWII ist das auch eine Touristenattraktion. Damit war da auch abgehakt. Das Lenin-Mausoleum war wieder geschlossen. Vielleicht das nächste Mal.

Gegen Abend machte ich mich wieder nach Hause und erlebte eine dicke Überraschung.

Im Hostel lagen auf einmal meine ganzen Plastiktüten aufm Gang, mein Rucksack voller Baustaub und es fing mich gleich der russische Manager/Hausmeister ab, dass sie in meinem Zimmer was bauen wollten. Ich dachte ich spinne, regte mich aber wohl aus Müdigkeit nicht auf. Ist halt Russland. Ich suchte erst mal meine Sachen zusammen. In einer Stunde sollten sie fertig sein. Das waren die gleichen Russen, die sich gestern abend mal kurz die Steckdosen anschauen wollten.

Laptop war noch da, Geld schien auch unberührt. So weit, so gut. Das Ladegerät meiner Digicam sah aus, wie durch den Kakao gezogen. Das hielt ich dem mal vor die Nase. Erst mal musste geputzt werden aber wo war meine Brille?

Ich ging zur „Rezeption“ fragte nach meiner Brille, sie sagte „Ah“ und schien so, als hätte sie sie weggepackt. Nun ging’s los. Brille war weg.

In den kommenden zwei Stunden stellten sie den ganzen hinteren Hostelbereich auf den Kopf. Das Ding sag so aus wie eben eine chaotische russische Baustelle aussieht. Ein Bauarbeiter konnte sich wenigstens genau an die Brille erinnern. Sie lag auf ’ner Komode. Jetzt aber nicht mehr. Es wäre ziemlich blöd, wenn jemand sowas anstatt eines Laptops und Cash klauen würde – egal. Sie war weg. Ich räumte meinen Rucksack und alle(!) Sachen x-Mal ein und aus. Der Russe tastete auch durch alle meine Sachen. Nichts zu finden, er checkte sogar demonstrativ den Bauschutt – immer noch weg. Am Ende kam der engl.(?) Besitzer an. Ich machte ihm erst mal klar, dass es ja nicht gerade cool ist, wenn man ohne meine Zustimmung und mein Wissen meine Sachen ausräumt. Da hatter er Verständnis, bei ’nem Russen würde ich da eher gegen eine Wand reden. Der russische Typ war auch an nichts schuld, die können selten Verantwortung für was übernehmen. Die Verantwortung wurde vom Englände nicht abgeschoben. Reiseversicherung und Polizei sollten die einschalten, ich hatte mit dem Verschwinden ja nichts zu tun.

Da ich morgen abreise, musste die Situation geklärt werden. Zu Hause wurde die alte Rechnung beschafft. Es handelte sich ja damals um immerhin EUR 699. Sie fragten immer nach dem Model meiner Oakley, d.h. sie schauten schon selbst im Web nach dem Schaden.

Ich zeigte die gescannte Rechnung, die ich per email bekam. Super Support! Dann klickte ich auf ’ner Website meine Brillenkonfiguration zusammen, kam auf $534. Die (+etwas aufgerundet) bekam ich in Cash. Ganz neu war sie auch nicht mehr und ich wollte nicht weiter drücken. So war die Sache geklärt. Für mich OK, da ich eine Ersatzbrille habe. Sie entschuldigten sich noch mehrmals aber waren natürlich auch sauer auf sich und die Bauarbeiter und murmelten immer irgendwas im Vorbeigehen. Ist halt Russland.

Gute Nacht.

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