Vertragsirre

Morgens musste ich erst mal auschecken.. Ein Zimmerwechsel war angesagt. Meine Key-Card war nach der Dusche gesperrt und so musste ich im Handtuch nach unten zur Rezeption.

Schnell wurde sie recharged, ich packte meine Sachen zusammen während um mich herum die Betten neu bezogen wurde.

Waschküche gab’s im Hostel nicht und nebenan in der Wäscherei konnte man nicht bloß bügeln. Ungebügelt holte ich mir ein Stück Käsekuchen und ’nen Cappuccino gegenüber der Gloucester Road Station. Dann nach 11:20 in den Zug hoch nach King’s Cross und wieder zu Mercury mit dem Handy am Ohr. Der President stand gerade rauchend draußen. Hallo, ich in den Meeting Room zum ersten Gesprch mit de Producer. Er war etwas erstaunt, dass ich bereits alle „Quotes“ also Preise hatte. Hatte ich ja auch, hehe. Wir gingen also nochmal alles durch. Dann kam ein Legal Assistent Mädel und wollte die „Key Personell“ für den neuen Vertragsentwurf haben. Das hatte ich denen im Mrz schon im 28seitigen „Due Diligence“ Doc aufgeführt. Davon hatte sie nichts gehört, keine Änderungen, danke.

Ich bekam Zugang zum Netz und schickte den neuen Meilensteine-Plan ab. So fix geht da.

Erst mal ging ich mit dem Producer was zum Mittag essen. Ich hatte Chicken Tiki Masala oder so, was ganz gut war. Er zahlte, wie sich das gehört.

Zurück im Büro bekam ich den neuen Vertragsentwurf. Den ließ ich einfach in OpenOffice mit dem alten vergleichen. Ich staunte nicht schlecht über so manche Änderung. Alles schien mir irgendwie verschlimmbessert. Verschiedene Zeiten passten einfach nicht zueeinander. Das alles schien mir ziemlich chaotisch und einfach inakzeptabel. Mit entsprechender Miene schloss ich den Laptop, dem auch der Saft ausging.

Dann kamen zwei vom Management herunter. Der Buchalter und noch jemand. Der Buchhalter war Inder und antwortete prinzipiell nicht auf unsere emails und Rechnungsnachfragen. Das war mir bei dem dickn Inder erst gar nicht bewusst. Anfangs starrten wir beide uns ewig in die Augen. Ich denke mal, ich gewann, weil mich irgendwer unterbrach. Die beiden wollte sich nur mal vorstellen, damit dann die Telefonate besser laufen und man ein Gesicht mit der Stimme verbindet. Ich erfuhr erst jetzt, mit wem ich redete. Stellte mich und die Firma vor und laberte die voll. Ich hatte Visitenkarten, sie hatten keine.

Vom Vertrag und den Terms, die ich eigentlich diskutieren wollten, wusste sie noch nichts. Das wolle man nächste Woche erledigen. Am Montag will man mich anrufen. Conference Call. Mit dem Buchhalter soll ich übers Geld reden und mit dem anderen über die Konditionen. Für mich ist das nicht trennbar, na mal sehen. Den Buchhalter schnappte ich mir noch, als das Gespräch zu ende war. Er laberte irgendwas, dass gerade die Firma restrukturiert wird und irgendein Bank-Account erst am Mittwoch frei geschaltet wird. Solche Ausreden kenne ich. Man würde ja größeres Business machen, als diese kleckeriche Summe. Jaja, so sicher bin ich mir da nicht. Man habe ja schließlich erst ’ne Geschäftsbeziehung, wenn sie ihre Rechnung auf unsere Leistung zahlen. Jaja, jaja. Da gibt der mir die Hand – zum Abschied und verschwindet. Cooler Trick.

Als nächster kam der Producer an und fragte so, wie’s läuft. Ich sagte, dass ich das nicht wüsste und drückte auf die Tränendrüse. Immer nur Delays, nicht mal die erste Leistung will man zahlen. Alles sinnlos, ich denke, wir werden das alles hier canceln. Das erzeugte etwas Stress auf seiner Seite.

Ich ließ ein paar weitere Kommentare los, rief in Chemnitz an. Mein Bruder rief zurück und wir redet über Anwälte und dass man sich sowas nicht bieten lassen sollte. Das kam in entsprechender Lautstärke auch nebenan an. Etwas Deutsch sollte ja jeder kennen. Deren Anwalt stand in der Tür und hörte etwas zu offensichtlich mit.

Ich packte demonstrativ meine Sachen, da sprang der Producer wieder herbei, es käme gleich nochmal jemand. Ich weiß nicht, ob ich irgendwo eine Webcam beobachtete. Schien fast so. Der President kam nochmal. Ich redete Klartext. Es ist ungewöhnlich, dass Rechnungen und Zahlungen so weit verzögert werden, Indikation für zukünftige Entwicklungen usw., der Vertragsentwurf ist keine weitere Zeit wert. Ich brachte die richtigen Sprüche, dass sich deren Mundwinkel immer weiter nach unten zogen. Es macht sich etwas Stress auf deren Seite breit. Ich war nach dem Telefonat mit meinem Bruder guter Dinge.

Jetzt sagte mir der President, dass sie den Vertrag selber durchgingen und er „rubbish“ sei, sehr frustrierend und sie wohl einen externen ’nen Vertrag machen lassen. Irre! ich brachte die erste Zahlung wieder an, dass wir diese Kohle nicht brauchen aber dass es eine Geste ist, ob man sowas zahlt oder nicht. Er ging raus, will das jetzt regeln. Der Producer sagte mir, dass ich in allen Dingen Recht habe. Wenn die ein Spiel Guter Bulle/Böser Bulle spielen, fehlt die böse Seite.

Der President kam wieder zurück., dann kam irgendein Gehilfe mit ’nem zerknitterten Scheck an. nur die kleine Summe mit Rabatt der ersten Rechnung aber ich sagte danke für die Geste. Rückblickend wurde ich jetzt etwas zu locker. Meine Gegenseite sah sehr trübe aus. Dr Scheck sah zerknüllt aus und dafür schämte man sich. Ich lachte jetzt ab und zu, machte ein paar Scherze – hätte ich wohl besser sein lassen. Deprimierend, die beiden so zu sehen. Mitleid bekommen sie trotzdem nicht. Sie arbeiten schließlich hier.

Ich verschwand aus der Firma, so schnell ich konnte. Eigentlich war ich vom sauren Management auf das Freitagsbier eingeladen. Zu Hause sprach ich das Datum des Schecks an – 13. Juni.. Im Hostel rief ich nochmal zu Hause an – Europa-Schecks gelten ja wirklich nur 20 Tage in D und damit zu Hause kaum einlösbar. Jetzt gab’s Feuer. Ich rief den President an und machte nur ’ne Durchsage. OK: „Ich will was zum Scheck sagen. Datum aufm Scheck ist 13.Juni. Soll das ein Scherz sein?“ “ Oh nein, oh, das ist der, den xxx …“ „OK ich erwarte Anfang der Woche eine Überweisung. Danke und Bye“ Ich legte einfach auf. Sowas erlaube ich mir extrem selten. Ich schickte eine Bestätigung über deren Irrtum hinterher, er entschuldigte sich, dachte, dass man endlich Fortschritte machte und dann das Problem gelöst wird.

Später wurde in einer email von ihm ans Management nochmal erläutert, was zu fixen sei. Er ist aufm Weg zur E3, jemand soll mich anrufen. Wasauchimmer.

Ich hatte erst mal genug, redete mit einem deprimierten Polen aus Katowice. Er war wohl erwartungsvoll mit einer Jobzusage nach London gekommen. Es stellte sich heraus, dass es doch keinen Job für ihn gab. Jetzt saß er da mit ’nem Koffer voller Tütensuppen und teuren Hostelbuchungen. Eine Woche in London bis zum Rückflug. Naja, das wird teuer für polnische Slovenisch-Studenten. Aus dieser Stadt Geld herauszuholen ist eben nicht ganz so einfach…bisher.

Ich legte mich etwas hin. Dann wollte ich mein Rückflug-Ticket buchen, nur ging das Internet im Hostel nicht. Ich loggte mich aufm Router ein, doch der error lag an deren PPP Verbindung. Einfach down. So ging ich dann nach 23:00 weg zum Tanzen. Ohne Plan ging’s zum Ministry of Sound (Elephant & Castle). Per Handy sagte ich meinem Bruder, wo er zu buchen hatte. Bloß nicht lnger als nötig in London bleiben, wenn doch jemand am Montag anrufen will. Naja, auch so muss ich nach Hause und kann nicht nach Irland, wie ich eigentlich hoffte.

VISA Infos per SMS, die Buchung klappte. Alles gebongt – am Sonntag morgen fliege ich wieder zurück.

Für Drum’n Bass wollte man dieses Mal 20 GBP haben. Irre! Ich hatte nichts im Magen und holte mir für GBP 5,50 was zu Essen und ’ne Coke. Dann langweilte ich mich etwas bei Drum’n Bass. Das letzte Mal im October fand ich’s noch gut. Ganz so scharf bin ich also nicht mehr drauf. Gegen 4 verschwand ich wieder. Ganz nett aber eben nichts besonderes. Erstaunlich, dass die dennoch ihr Haus ziemlich voll bekommen.

Im Morgengrauen lief ich erst eine Weile herum, holte mir dann doch ein Taxi und zahlte nochmal GBP 15 für die Fahrt zum Hostel. Auf der Treppe im Haus duselten einige Mädels herum, die wohl keine Bleibe für diese Nacht hatten. Ich war gegen 5:30 im Bett.

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