Zu zeitig war ich wieder mal nicht dran. Ich kam erst am frühen Nachmittag aus dem Hostel, wollte ja heute nach Trakai. Dort befindet sich eine alte Burg. Der Ort ist ein nettes Ausflugsziel hier in der Nähe von Vilnius.
Zuerst ging ich irgendwie in die falsche Richtung, fand dann aber doch den Weg zurück zum Busbahnhof. Die Gegend dort ist eine der schmutzigsten von ganz Vilnius, hört man. An der Information fragte ich nach dem nächsten Bus. Der fuhr in wenigen Minuten, bezahlt wurde beim Fahrer (4 Litas).
Im alten heruntergwirtschaften Bus ging die Fahrt los. Das Vehikel hielt an allerhand dubiosen Haltestellen. Leute rein und raus. Ich hatte den iPod an und wartete. Irgendwann nach ca. 45 Minuten war ich da, die Sonne jetzt nach 15:00 schon bald wieder weg.
Gleich in der Nähe der Bus-Station gab es eine Karte ich muss eben nach Norden. Man war schon ganz gut von Wasser umgeben und so stiefelte ich los.
Viele Touristen schienen nicht mit dem Bus gekommen zu sein. Ich sah mich als einzigen wegspazieren. Bald gab es ein wunderschönes Bild. Heute war es windstill und das Wasser somit spiegelglatt. Mit dem Sonennuntergang an diesem kalten Herbsttag ergab sich eine schöne Szene. Ich knippste ein paar kitschige Photos.
Bald kam ich an einem Busparkplatz vorbei. Die Burg sollte nicht mehr weit sein. Noch durch einen kleinen Ort, die Touristen und Shops häuften sich, da war sie. Nett gelegen auf so einer kleinen Insel. Ein Segelboot lag davor. Ich hatte die ganze Zeit Musik im Ohr und den Finger am Auslöser.
In der Burg konnte man ’ne Eintrittskarte (5 Lat) kaufen. Ich galt noch als Student. Immer noch mit Beat riefen dann irgendwelche Leute mir was hinterher. Sie hatten meine Karte nicht entwertet. Durch meine Musik mussten sie ganz schön Laut hindurch schreien.
In der Burg stieg ich, wie viele andere, etwas herum. Eine Art Museum mit alten Geldscheinen, Urkunden , Geschirr und Tierköpfen. Ganz nett. Viele Russen schauten sich das alles an. Ich fand es alles halb-interessant. Die Burg war scheinbar bis in die 60’er Jahr verfallen. Der Wiederaufbau dauerte ein paar Jahre. Die Ziegel sahen ziemlich neu aus – ich wunderte mich schon.
Wieder draußen drehte ich noch eine Runde um die Burg und machte mich wieder auf den Heimweg. Flieger und Vögel in der Luft. Viel Luft auch im Bauch, Mia im Ohr. Mit Hunger holte ich mir erst mal 2 Bananen im Supermarkt. Da ich oft die sauber geputzten russischen Schuhe sah, kaufte ich auch noch braune Schupolitur. Neben Schoko-Riegeln war ich wieder gut versorgt.
Der nächste Bus sollte 17:30 kommen. Damit hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit. Mit fehlender Sonne wurde es doch sehr frisch. Die Fahrt zurück kostete nur 3 Litas. Ich saß ganz hinten. Ein paar Russen neben mir hatten Bier und Wurst griffbereit. Die quatschten auch was das Zeug hielt. Sobald Russen zustiegen, schien sich das Alkohol-Level im Bus zu steigern. Gegröle und Gequatschte. Die Littauer machten hier einen besseren Eindruck.
Die Fahrt zurück war viel kürzer als von Vilnius.
Im Hostel angekommen ging ich mit einem Amerikaner und Australier (wohnen beide in London) was essen. Hering mit Kartoffel-Pancakes. Sehr gutes Essen in einem richtig littauischen Restaurant. Die Menüs gleichen sich über die Gaststätten hinweg. Viele gehören wohl zur gleichen Kette.
Abends lernte ich dan ein paar Leute kennen, die jetzt den 10 Bett Dorm bevölkerten. Eine Deutsche aus München studierte auch in St. Petersburg russisch. Daneben noch ’ne Amerikanerin, ein Amerikaner und eine blonde Finnin. Zusammen mit noch ’nem Aussie lernte ich Druga – ein russisches Kartenspiel. Ich bin wirklich schlecht bei Kartenspielen und zweifelte manchmal am Verstand. Ich brauche echt lange, bis ich die Regeln kapierte, dabei war ich nüchtern.
Irgendwann hatte ich genug und wir gingen weg. Da ich mich schon auskannte, führte ich alle zum Brodvejus. Oben war das Bier alle, ich holte mir unten welches. So richtig konnte ich mich mit denen nicht unterhalten. Irgendwie war’s langweilig, oder ich eben. Ich tanzte bissel, versuchte Konversation aber entweder war ich zu müde oder was weiß ich. Zur Gruppe stieß dann noch ein Amerikaner zu, der hier in Vilnius lebt. Scheint ein wichtiger Typ zu sein. Er kannte sich in Russland aus und machte schon so manche Bekanntschaft mit dem russischen Polizeiapparat.
Ich konnte mir ihm etwas reden. Hieß auch Daniel. Mit dem Mädel aus München waren 3 von 6 Daniel Namen vertreten. Zum Sonntag war Broadway zwar ganz gut gefüllt, die machten jedoch schon gegen halb 3 zu. Als einzige Alternative war noch Prospekto offen. Ich ging mit, ein paar verabschiedeten sich ins Hostel.
Dort angekommen wollten die meisten dann doch nicht. Ich ging erst mal alleine rein, umsonst laufe ich den langen Weg ja nicht. Während am Mittwoch das Ding megavoll war, lief jetzt um die Uhrzeit am Sonntag fast nichts mehr. Ich tanzte etwas, was soll ich auch sonst machen. Irgendwie hatte ich heute in Trakai wohl schon zu viel schönes gesehen, sodass es mit der Partyzeit nicht besser werden konnte. Etwas enttäuscht machten wir dann irgendwann nach 4 wieder heim. Der US Typ verlor bei manchem ein paar Sympatie-Punkte. Mir alles egal, alles OK. Erst mal ausschlafen.


































































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