Torres del Paine – Tag 4

Um 3:30 wachte ich auf – vor Kälte. Ich sollte wohl los legen aber entschied mich doch anders. Im Halbdunkeln ist das vielleicht gefährlich. So stand ich 4:30 auf, frühstückte wieder die Müsliriegel und verstaute meine Sachen. Um 5:30 war ich auf dem Weg.

Der Sonnenaufgang in der Ferne ermunterte mich, einen Zahn zu zulegen. Ich hatte Hoffnung, dass ich die Torres doch noch oben sehe. Bis zum Base Torres war’s recht einfach. Dann der Auftstieg nach oben wurde mit 45′ angezeigt. Einmal erwischte ich ’ne falsche Markierung und ging auf einmal bergab. Konnte das richtig sein? Natürlich nicht! Ich musste also nochmal hoch, hatte vielleicht eine halbe Stunde verloren.

Je höher ich kam, desto mehr schwand meine Hoffnung auf klare Sicht. Die enttäuschten Gesichter derjenigen, die mir entgegen kamen, sagten auch alles.

Schneetreiben und eine immer höhere Schneeschicht machten den Aufstieg schwierig. Ich rutschte öfters herum, wollte nur nicht hinfallen mit Camera und so. Der Schnee hatte auch was Gutes. Wenn ich mal Durst hatte, griff ich mir einfach ’nen Batzen und biss rein. Schön kühl und sehr sauber hier der Schnee.

Ich kam gegen 7:30 dann oben am Mirador an, hatte reichlich 2 Stunden gebraucht. Von den Torres war leider nichts zu sehen. Die Lagune sah man natürlich. Ein paar andere hatten Spaß, ich schoss auch meine Erinnerungsphotos.

Ich wartete bis 8. In der Kälte musste ich mich bewegen. Step-ups auf ’nen Stein, für Muskelarbeit wie im 7 Minute Workout.

Die Sicht wurde immer schlechter und ich machte mich auf den Rückweg. Auf dem Weg nach unten fragte jemand, ob man sie sieht – nein „por que?“. Die ältere Deutsche traf ich auch. Der Aufstieg muss schon sein, auch wenn man nichts sieht, damit man den Trek beendet.

Gegen 10 war ich wieder im Refugio, aß ein paar restliche Müsliriegel und Madeln. Von meinem Hoodie weiterhin keine Spur. Um 10:30 ging’s los, die letzte kurze Etappe zum Hotel Torre. Fast nur bergab bei Regen war ich schnell. Viele Leute, die entweder den Trek starteten oder zum Tagesausflug unterwegs waren, sahen wenig begeistert aus. Kann ich gut verstehen. Ich hatte 2 Tage nettes Wetter – jetzt in der Kälte sieht die Sache anders aus. Etwas enttäuscht war ich auch, weil ich eben die letzte große Szenerie nicht gesehen habe aber so ist das eben.

Unten dann am Hotel sah ich einen Pferdezug ablegen. Die Refugios müssen beliefert werden und die vielen Pferde hatte alle was gepackt. Im Hotel traf ich die zwei Deutschen aus dem Hostelzimmer in Santiago. Sie hatten sich den Aufstieg gespart. Ein Brasilianer dagegen sagte, dass er die Torres für gesehen hätte. Sie wären um 4 Uhr gestartet. Ja, hätte – wäre – wenn… So kann ich nochmal hierher kommen – an’s Ende der Welt. Irgendwann vielleicht, in 20 Jahren. Welche Wanderung noch eindrucksvoller sei, als diese? Keine Ahnung.

Schließlich brachten uns die Shuttles zur Bushaltestelle. Mein Bus stand auch da. Ich hatte den Torres de Pain „W“ Trek in den merkte das jetzt. Besonders beim Aussteigen spürte ich die ca. 60km doch deutlich. Die Schultern hielten gut durch. Alles OK.

Im Bus herrschte Stille. Das Abenteuer forderte von jedem Tribut. Die Batterien waren leer.

In Puerto Natales dann schleppte ich mich zum Hostel. Ich bekam meine ganzen Sachen wieder, hatte das gleiche Bett. Ich trank viel heißen Tee, ’ne heiße Dusche und checkte mal das Internet. Willkommen zurück in der Zivilisation. Was für ein Abenteuer und wie genial diese Wanderung doch war!

Ein Brasilianer sprang herum und ich dachte, dass er noch auf den Trek geht. Er kam auch zurück 6 Tage wohl und war mit fantasticosur unterwegs. Er schlief jeden Tag in Refugion, Fullboard Essen. Vielleicht lag’s daran. Er fand TdP auch mui mui mui bueno.

Wir gingen was essen und ein Bier trinken. Luxus Hamburger und ein Austral für 9000 CLP. Das eine Bier haute mich voll von den Socken.

Ich war sehr glücklich, dass alles gut ging. Ein weiterer Punkt von meiner Reiseliste im Kopf ist damit geschafft. Indien schwirrt mir immer noch im Kopf herum. Jetzt aber bin ich erst mal geschafft. Morgen geht’s rüber nach Argentinien, wo es auch schön sein soll.