Zu zweit muss jeder etwas länger fahren. Gegen 7 Uhr morgens saßen wir im Auto. Als Tagesziel hatten wir Mount Isa im Visier. Das war so unvorstellbar weit weg, dass es schon stark nach Übermut klang.
Die ersten ca. 350km gingen weg wie nüscht. Frühstück im Roadhouse. Mit einem Café lebt es sich besser und ich übernahm. Mit vollem Tank und schnellem Auto purzelten die Kilometer. Ich genoss wieder die Fahrt durchs Outback. Die Vegetation ändert sich zusehends. Termitenhügel werden kleiner und die Straße immer geradliniger.
Die Tanknadel neigte sich auch immer mehr Richtung Süden und ich machte mir schon Gedanken, ob wir uns verschätzt hatten. Nach Tennant Creek waren es noch 100km und der Tank fast leer. Noch 60km und das Warnsignal blinkte. Die Hitze draussen war unerträglich. Um Sprit zu sparen minimierten wir die Aircon auf ein Minimum und schalteten sie am Ende ganz aus. Jetzt bloß nicht mit leerem Tank stranden. Cruising bei ca. 100 km/h statt fetziger 160. Endlich tauchte ein Schild mit Three Ways Roadhouse auf – nur noch 35 km, das schaffen wir. Weiter durch die Mondlandschaft. Meine Fußsohle war inzwischen eingeschlafen.
Am 3 Ways Roadhouse berichteten die Aussie vor uns vom gleichen Tankproblem. Sie fuhren 60km mit Warnlicht. Falsche Planung macht ein paar Probleme im Nirgendwo, obwohl es genügend Tankstopps auf dem Stuart Hw gibt. Das erste Mal, dass ich einen vollen Tank ohne Pause leer fuhr. 55 Liter passten rein, Preis OK und Mittagessen dank einem guten Burger. Alle happy, weiter.
Wenig später bogen wir nach links ab. Die Straße führt nach Osten, ganz weit, sehr gerade. Der Amerikaner fuhr jetzt. Wir hatten eine gute Ahnung, was die maximale Reichweite war. Um die 450km, das sollte klappen. Zwischen Barley Homestead und Camowheal lag nichts. Er war vor 3 Jahren hier mit seiner Freundin durchgefahren. Damals tobte ein Buschfeuer. Es muss mit das extremste gewesen sein, was man erleben kann. Brennendes Outback an beiden Straßenseiten, extreme Hitze, irre. Nach einer Weile verschwanden jetzt auch die Bäume. Trockene Grasbüschel, soweit das Auge reicht. Ein paar Kühe standen in der sengenden Sonne. Sonst gab es nicht – soweit das Auge reicht.
Und auf einmal waren wir in Queensland. Picture-Stopp. Kaum machte ich die Tür auf, flogen Dutzende Fliegen ins Auto. Sowas aufdringliches hatte ich noch nicht erlebt. Sie waren noch schlimmer als auf den Katherine Gorges. Ganz schnell weiter. Mit Fliegen auf der Lippe, in Ohr und Nase schaue ich etwas verkrampft. Anyways:.. A Job done!
Mit leerem Tank kamen wir in Camowheal an. Viel weiter hätte der Stopp nicht sein dürfen. Nach einer Infobroschüre war Mt Isa mal die größte Stadt der Welt. Der Grund liegt darin, dass Camowheal offiziell in der Stadtgrenze von Mit Isa liegt. Die Ortschaften sind mit einer 188km langen „Hauptstraße“ verbunden. Lächerlich. Ich schrieb eine Postkarte von der Tanke und holte ein Salat/Tomaten-Sandwhich ($3,20). Die Post hatte trotz offizieller Öffnungszeit schon geschlossen. So wanderte die Karte ohne Stamp in den Briefkasten. Mal sehen, ob die Aussies erbarmen haben.
Ich fuhr nun weiter. Mount Isa kam näher. Als Minenstadt leben dort einige tausend Leute. Lange Roadtrains auf der Straße, große Fabriken an der Seite. Ich wäre froh gewesen, wenn das das Tagesende gewesen wäre. Wir sollten aber noch weiter.
Der Weg schlängelte sich durch die Hügel. Kühe wanderten manchmal mitten auf der Straße. Mehr als 100 km/h war hier nicht drin. Sonnenuntergang, Twilight und Dunkelheit. Es ging immer weiter bis wir gegen 9 in Cloncurry eintrafen. Hungrig und müde stellte ich das Auto ab. Ich saß heute um die 700km hinterm Steuer, mehr wollte ich erst mal nicht fahren. Mein Führerschein war ja immer noch in Deutschland.
In Cloncurry standen eine Menge Motels und Hotels. In der Nähe wurden wohl versteinerte Knochen von Dinos gefunden. Die Locals schienen nicht sonderlich freundlich. Wir wollten noch was Essen aber Küchenschluss war bereits vor einigen Minuten. Motelzimmer waren entweder zu teuer, zu unrenoviert oder zu belegt. Irgendwie wollte mit uns niemand ein Geschäft machen. Weiter in einem Pub.
Zwei kleine Bier. Die hatten auch Zimmer. AU$37,50 für ein Zweibettzimmer. Super, dachte ich. Der Amerikaner wollte das Zimmer sehen. Damit wurde es lustig. Ein typischer Aussie tauchte mit geschwollener Brust auf und legte los: „you got tou beeds, a freidge and a teiwei“. Fehlte nur nur das „Now FUCK OFF“ am Ende. Das dachten wir uns dazu. Nice talking to you. Somit wurden wir quasi aus Cloncurry herausgeworfen. Ich war down, der Amerikaner wollte weiterfahren. Ganz langsam mit ca. 80 km/h schlängelten wir uns weiter durch die Nacht. Am Straßenrand standen Kühe. So manchen Kanguruh schaute auch neugierig auf unser Auto. Viele überfahrene Tiere lagen auf der Straße, wir musste die Sache etwas vorsichtiger angehen. Besonders spektakulär war der Mondaufgang. Orange erhob sich der Vollmond über dem flachen Outback.
Wir fuhren immer weiter und machten auch nicht in anderen kleinen Orten halt. In mir kochte es langsam aber ich behielt die Kontrolle. Ich wunderte mich nur, wie lange das noch weitergehen sollte. Wir diskutierten über Gott, die Welt und das Universum und sponnen vor uns hin. Manche Gespräche können nur während einer solchen Fahrt stattfinden. In Julia Creek schließlich war Ende. Der Tank wieder stark geschrumpft. Wir hielten vor der Post und versuchten, direkt im Sitz zu schlafen. Hitze und ungemütlich aber dennoch so müde, dass es kein großes Problem war. Ich dachte an ein schönes Bett. Heute war wieder mal Abhärtung angesagt. Ich mochte es nicht aber whatever.




































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